WATCH OUT
27.6.2023
Nochmals Wagner
Noch ist ungewiss, wo genau sich der Führer der Wagner-Gruppe und des “Marches für Gerechtigkeit” auf Moskau nach seinem Rückzug aufhält und ob er Ruhe geben wird oder nicht. Er bleibt allerdings einer der mächtigsten Männer Russlands.
Ebenso ungeklärt ist, was nun tatsächlich mit seinen kolportierten 25.000 kampferprobten Söldnern passieren wird. Bleiben sie tatsächlich straffrei, werden sie sich der russischen Armeeführung unterordnen, wo halten sie sich auf und vor allem werden sie zu einem marodierenden Söldnerheer?
Für Russland selbst bedeuten diese offenen Fragen nichts Gutes. Es wird auch abzuwarten sein, wie viel Unheil diese “Landsknechte” in Belarus anstellen könnten.
Für eine gewisse Beunruhigung sorgt ihre Anwesenheit in Belarus auch im Nachbarstaat, dem NATO-Mitglied Litauen. Da kommt die angekündigte NATO-Truppenverstärkung gerade rechtzeitig, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.
Ebenso ungewiss sind die Auswirkungen auf Afrika, wo die Wagnergruppe eine massive Präsenz unterhält und schon bisher nicht gerade zur Beruhigung der Krisenregionen des Kontinents beigetragen hat.
Wagner ist nach den zur Verfügung stehenden Informationen in mehr als einem Dutzend afrikanischer Staaten aktiv, darunter in Libyen, Mali, Sudan, Zentralafrikanische Republik, Uganda, Madagaskar, Angola, Kongo, um nur die wichtigsten zu nennen. Die größten Präsenzen unterhält Wagner in der Zentralafrikanischen Republik mit 10.000 Söldnern, etwas weniger in Libyen, gefolgt von Mali und Sudan.
Manchmal werden die Truppen als Stütze wackelnder Regime, wie in Mali, wo sie nach dem Rauswurf des französischen Kontingents die Regierung weitgehend in der Hand haben dürften. Sie arbeiten aber auch mit Rebellengruppen zusammen. Ihre Aktivitäten in Libyen, vor allem Ostlibyen und in den Erdölgebieten, haben sich bisher nach den jeweiligen Interessen Russlands gerichtet. In der Zentralafrikanischen Republik, aber nicht nur dort, beutet Wagner wertvolle Bodenschätze aus, was zur Finanzierung der Gruppe einen wesentlichen Beitrag leistet. Zwielichtige Geschäfte und Waffenverkäufe dürften auf der Tagesordnung stehen, ebenfalls dramatische Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung.
Dem nicht genug, treiben 2500 Wagnersöldner ihr Unwesen und ihre Geschäfte in Syrien und 2000 in Südamerika, stationiert in Venezuela.
Es ist völlig unklar, ob, wer und wie diese zahlreichen und gut gerüsteten Truppen nunmehr kommandiert und welche Rolle sie in den betroffenen Ländern spielen werden.
Mit verstärkter Instabilität ist in all diesen ohnedies unruhigen Ländern zu rechnen.