Handel als Friedenskatalysator?

4.8.2023

Nicht alle Nachrichten aus dem Nahen Osten sind schlecht, so sehr uns diese immer wieder in Sorge versetzen.  

Nun: Hinter den Kulissen, wenngleich gar nicht besonders versteckt, finden derzeit Verhandlungen zwischen Israel und Saudi-Arabien über die Verbesserung der Beziehungen statt. Der dritte Partner dabei sind die Vereinigten Staaten.  

Offenbar legt Präsident Biden großen Wert auf die Aussöhnung zwischen Israel und Saudi-Arabien. Für Premierminister Netanjahu wäre es eine Fortsetzung seiner Erfolge in den Beziehungen mit einer Reihe von arabischen Staaten aus seiner letzten Amtszeit.  

Für den saudischen Kronprinzen wäre es eine willkommene Hilfe bei seiner wirtschaftlichen und politischen Neuausrichtung. Bekanntlich haben Saudi-Arabien und der Iran unter chinesischer Vermittlung kürzlich die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen. Saudi-Arabien tritt neuerdings auch selbst als Friedensvermittler auf. Dieser Tage findet eine Konferenz zu Friedensmöglichkeiten in der Ukraine in Jeddah statt.  

Wie erinnerlich, fand der erste Paukenschlag zu einer neuen Nahostpolitik am Beginn von Präsident Trumps Amtszeit statt, als dieser die allererste Auslandsreise ausgerechnet nach Saudi-Arabien unternahm. Die Bemühungen um eine Verbesserung der Beziehungen Israels mit den Emiraten führten einige Jahre später zum Abschluss der sogenannten “Abraham Abkommen” mit einigen arabischen Staaten, die direkten Verkehr, Handel und Tourismus zwischen ihnen ermöglichten. Ebenfalls fanden regelmäßige Sicherheitsgespräche und Treffen der Nachrichtendienste mit den Emiraten statt.  

Die Verhandlungen mit Saudi-Arabien sollen nun dazu führen, dass Saudi-Arabien, das sich in vieler Hinsicht, auch was wirtschaftliche Diversifizierung betrifft, im Umbau befindlich ist, durch Handel mit Israel und dessen Technologie profitiert. Die Pläne, wie PM Netanjahu kürzlich durchblicken ließ, gehen soweit, dass die derzeit zwischen der israelischen Mittelmeerküste und Eilat am Roten Meer in Planung befindliche schnelle Eisenbahnverbindung bis nach Saudi-Arabien ausgebaut werden soll. Die Vorstellung ist, dass diese Bahnverbindung schließlich bis Indien fortgesetzt werden soll und zusätzlich zum Suezkanal eine Landverbindung mit Asien herstellen soll.  

Das ist selbstverständlich Zukunftsmusik. Dem Vernehmen nach seien die ersten Planungen jedoch seriös. Schließlich soll das Abkommen, über das zwischen den drei Seiten verhandelt wird, auch wichtige Sicherheitsaspekte und möglicherweise Waffendeals beinhalten. Sogar die Frage ziviler Nukleartechnologie könnte von Saudiarabien aufgebracht werden.  

Für Unternehmen, die im Nahen Osten tätig sind oder einsteigen wollen, wird es sich lohnen, die Entwicklung im Auge zu behalten. So wie derzeit zahllose Unternehmen um die mögliche Teilnahme an dem außergewöhnlichen, kilometerlangen Städtebauprojekt in Saudiarabien rittern, so könnten Unternehmen, die sich früh um die neuen Geschäftsmöglichkeiten bemühen, von einem Fuß in der Tür profitieren, sobald die Pläne aufgehen.  

Im Nahen Osten gibt es zahllose Spielverderber, die die Projekte möglicherweise zum Scheitern bringen wollen. Für Firmen, die sich beteiligen wollen, wird es von Vorteil sein, bei ihren eigenen Planungen entsprechende Sicherheitslösungen mit einzukalkulieren.