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Neue Weltordnung

Die Weltpolitik befindet sich in einer Zeitenwende. Diese Erkenntnis, zuerst formuliert durch den deutschen Bundeskanzler Scholz, hat sich weitgehend durchgesetzt. Unklarheit besteht hingegen darüber, wie die neue Weltordnung aussehen wird und welche Konsequenzen sich daraus für die Staatenwelt, aber auch für die Geschäftswelt ergeben werden.

Viele politische Akteure und Beobachter erwarten die Herausbildung einer multipolaren Welt. War die Weltpolitik der Zeit des Kalten Krieges durch Bipolarität und die Zeit nach dem Zerfall des Kommunismus durch Unipolarität (einseitige Vorherrschaft des Westens unter Führung der USA) gekennzeichnet, würden sich jetzt mehrere Pole herausbilden: USA, Russland, China, sowie einige Pole im Globalen Süden (z.B. Brasilien, Südafrika, Indien).

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und zuletzt der neue Krieg im Nahen Osten führen vor Augen, dass wir mitten in diesem Wandel stehen. Aber auch, dass die Krisen-und Kriegsgefahr in der neuen Ordnung rasant zunimmt.

Allerdings möchte dieser Beitrag darauf hinweisen, dass nunmehr ziemlich klar wird, dass die Neue Weltordnung keineswegs multipolar sein wird.

Eine neue und gefährliche Bipolarität bildet sich heraus:

Eine Allianz der autokratischen Regime zieht zunehmend mit terroristischen Regimen an einem Strang und stellt sich vehement gegen die liberale Weltordnung freiheitlicher und rechtsstaatlicher Demokratien.

Dieser Block der autokratischen Staaten arbeitet intensiv daran, seine Beziehungen politischer, militärischer und wirtschaftlicher Natur zu vertiefen und alle Möglichkeiten, inklusive kriegerische Entwicklungen zu nutzen, um auf die Überwindung der bisherigen Weltordnung, wie wir sie kennen, hinzuarbeiten.

Russland und China vertiefen ihre strategische Zusammenarbeit. China betont in halbherzigen offiziellen Stellungnahmen die staatliche Souveränität, steht im Ukrainekrieg jedoch aktiv auf der Seite Russlands. Beide lehnen es ab, den bestialischen Überfall der Hamas auf Israel zu verurteilen und verlangen einen sofortigen Waffenstillstand, der einem Sieg der Hamas gleichkäme. Sowohl Russland als auch China arbeiten eng mit dem Regime der Ayatollahs in Teheran zusammen. Der Iran, der samt seiner ihm höriger Bewegungen wie Hamas, Hisbollah, Houthis und Gruppierungen im Irak und Syrien) zu dieser Allianz gehört, wurde zum wichtigen Waffenlieferanten für Russland im Ukrainekrieg, China zum wichtigen Partner und Abnehmer iranischen Öls und damit zum Unterstützer des Irans gegen die westlichen Sanktionen.

Die jüngste Umarmung Moskaus für Pyongyang bringt den nordkoreanischen Diktator in diese “Allianz”, der seinerseits Moskau Waffen verspricht und sich als Gegenleistung moderne Waffentechnologie erwartet. Peking hält schon seit eh und je die schützende Hand über Nordkorea, das sein Volk hungern lässt und lieber nuklear und ballistisch hochrüstet.

Der Konflikt Israel – Hamas unterstreicht die Handreichung der autokratischen Allianz gegenüber terroristischen Akteuren. Die relativierenden Statements, die die Schändung von Kindern und Frauen mit Freiheitskampf gleichsetzen, dafür aber strengste Einhaltung eines nicht näher definierten Kriegsrechts durch Israel verlangen, tragen dazu bei, dass im 21. Jahrhundert die Barbarei des Mittelalters hoffähig gemacht wird. Folge könnte sein, dass der anerzogene Hass gegen Juden in der Welt des Nahen und Mittleren Ostens leicht in einen allgemeinen Hass gegen alles Westliche umgemünzt werden könnte. Neue Terrorwellen könnten heraufbeschworen werden.

Im Block der Autokraten geht mit Gewissheit die VR China aufgrund ihrer Wirtschaftsmacht und ihres mit ihrer One-Belt-One-Road-Politik erworbenen internationalen Einflusses, vor allem im Globalen Süden wird übrigens heiß umkämpftsein, auf welche Seite sich die einzelnen Länder oder Regionen letztlichtatsächlich schlagen werden.

Diese Blockbildung der Autokraten und Terroristen gegen den demokratischen Westen wird auch seine Auswirkungen auf die internationalen Wirtschafts- und Handelsflüsse nicht verfehlen. Unternehmen werden bei ihren weltweit geplanten Geschäften und Investitionen die neuesten Entwicklungen mit Vorsicht und Weitsicht einkalkulieren müssen, was mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Verlangsamung der Globalisierung beitragen dürfte, die sich bereits seit der COVID-Krise abzeichnet.

Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen. Viel wird vom weiteren Verlauf und dem tatsächlichen Ausgang der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten abhängen. Sehr viel wird es auch darauf ankommen, dass der Westen Einheit und Entschlossenheit bewahrt, wie dies im Großen und Ganzen im Ukrainekrieg bisher gelungen ist. Eine einheitliche westliche Politik gegenüber den Akteuren in diesem autokratischen Block und eine feste Haltung mit Hinblick auf die westlichen Grundwerte werden ebenfalls entscheidend sein.

Für Spannung bleibt gesorgt.